Soziales Lernen

Auf dem sozialen Lernen liegt ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit. Leistung und Sozialkompetenz sind keine gegensätzlichen erzieherischen Ziele. Nur wenn sich in einer Schulgemeinschaft eine wirkliche Klassengemeinschaft gebildet hat, kann effektives, störfreies Lernen stattfinden.

 Inhaltliche Begründung

Wenn Schülerinnen und Schüler in unsere Schule kommen, müssen sie erst noch lernen, sich aufeinander einzustellen, Regeln einzuhalten, eigenen Ideen und Interessen angemessen einzubringen sowie mit Enttäuschungen und Einschränkungen fertig zu werden. Das bringt für alle – für Schüler, Lehrkräfte und Eltern – mitunter große soziale Herausforderungen mit sich.

Um den Schulalltag erfolgreich bewältigen zu können, müssen die Schülerinnen und Schüler sowohl ihre rationale als auch ihre emotionale Intelligenz entwickeln. Emotionale Erziehung in unserer Schule hat soziale Kompetenz als Ziel. Inhaltlich befasst sich die emotionale Erziehung mit folgenden Bereichen: Selbstbewusstsein, Umgang mit den eigenen Gefühlen, Entscheidungen treffen, Umgang mit Stress, Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Kommunikation, Gruppendynamik und Umgang mit Konflikten.

Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass die kognitiven Leistungen der Schülerinnen und Schüler durch die Stärkung  der emotionalen Fähigkeiten verbessert werden.

Die Überlegungen machen ein konzeptionelles, fest installiertes Sozialkompetenztraining notwendig. Dieses wird an unserer Schule in der Eingangsstufe mit dem Chamäleon Ferdi als Symbolfigur und Begleiter durchgeführt.

Zudem fördern demokratische Strukturen in unserer Schule, in denen Schülerinnen und Schüler Möglichkeiten zur Mitgestaltung an unserem Schulleben erhalten, deren Sozialkompetenz.

Soziales Lernen zeigt sich auch in gelebter Solidarität mit anderen. Das Engagement für „unsere“ Straßenkinder in Recife ist nur ein Beispiel dafür.

 Schulordnung

Schulordnung/Schulvertrag
Die Schulordnung der Katholischen Grundschule Celle sowie die dazugehörigen Vertragsstrafen bei Nichterfüllung wurden gemeinsam von Schülern und Lehrkräften erarbeitet. Ziel ist es, die Gemeinschaft zu stärken und eine angstfreie Atmosphäre zu gewährleisten.

Die Schulordnung richtet sich an die gesamte Schulgemeinschaft, hängt im Schulgebäude aus und wird von allen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterzeichnet.

 Sozialkompetenztraining mit Ferdi

Das Verhaltenstraining mit „Ferdi“, dem sympathischen Chamäleon, ist ein Kompetenztraining speziell für Schulanfänger.

Es versucht, aggressivem Verhalten in Konfliktsituationen entgegen zu wirken, indem alternative Handlungsweisen von der Schülergruppe gemeinsam gefunden und im Rollenspiel erprobt werden. Somit soll auch für ein Verständnis der möglichen Sichtweise des Konfliktgegners bzw. –partners geworben und eine Empathiefähigkeit angebahnt werden.
Das Programm gibt Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften die Chance, sich im Falle eines Konflikts auf „Ferdis“ Lösungsansätze zu beziehen, um eine gewaltfreie, möglichst konstruktive Lösung der jeweiligen Meinungsverschiedenheit zu erzielen.

Neben dem Erlernen eines Konfliktmanagements liegt uns jedoch die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit der jeweiligen Schülerin und des jeweiligen Schülers besonders am Herzen. In unterschiedlichen Sequenzen lernen die Kinder Fairness und partnerschaftliches Verhalten als Grundlage eines sozialen Miteinanders zu begreifen und mit Leben zu füllen. Im praktischen Erfahren, dass manche Aufgaben nur gemeinsam zu lösen sind, wird das gemeinschaftliche Lernen gefördert und das Klassenklima positiv beeinflusst. Gleichzeitig wird der Selbstwert jedes Einzelnen gestärkt in dem Wissen, als Teil des Ganzen zur Lösung beigetragen zu haben.

 Klassen- und Kinderparlament

Klassenrat
Ein fester Bestandteil unseres Schullebens ist der Klassenrat. Eine Klassenratssitzung findet regelmäßig, meist wöchentlich, in allen Klassen statt. Hier besteht für alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, das Zusammenleben in der Klasse mitzugestalten. Die jeweiligen Themen wählen die Schüler selbst aus.

Die Kinder sprechen miteinander, tauschen sich aus, erarbeiten gemeinsame Vorschläge oder versuchen, Lösungen bei bestehenden Problemen zu finden. Auch Neuerungen oder Aktionen werden angeregt, geplant und nach gefasstem Beschluss natürlich ausprobiert. Kurz: Eine positive Klassengemeinschaft wird gefördert.

Ganz nebenbei erwerben die Kinder wichtige Kompetenzen, indem sie Gesprächsregeln einhalten, zuhören, frei sprechen, eigene Meinungen vertreten und auch andere Meinungen akzeptieren müssen.

Jede Klasse hat einen Klassenbriefkasten. Dieser dient  als Sammelstelle und somit als Gesprächsgrundlage für den Klassenrat. Bereits in der jahrgangsgemischten Eingangsstufe werden die Kinder mit ersten Ritualen des Klassenrates vertraut gemacht, die bis zum Ende der vierten Klasse ausgebaut werden.

So erfahren Kinder schon im ersten Schuljahr, wie sie in der einleitenden „Positivrunde“ mit einer kurzen Aussage zu einer angenehmen Atmosphäre beitragen können.
Anschließend wird anhand des Protokolls geprüft, inwiefern die Beschlüsse der letzten Sitzung umgesetzt wurden. Danach wird mithilfe des Klassenbriefkastens die aktuelle Tagesordnung erstellt und ein Zeitplan festgelegt.

Die Anliegen werden besprochen, Beschlüsse gefasst und alles protokolliert.
Eine abschließende Zusammenfassung beendet den Klassenrat.

Die Kinder erfahren auf diese Weise, dass sie und ihre Anliegen ernst genommen werden.
Bereits die jüngsten Teilnehmer übernehmen erste Ämter, wie z.B. „Zeitwächter“ verantwortungsvoll.
Im Verlauf der Grundschulzeit werden nach und nach alle Aufgaben, die zum Ablauf des Klassenrates gehören (Regelwächter, Protokollant, Leitung) von den Schülerinnen und Schülern übernommen. Die Klassenlehrerin zieht sich aus der organisatorischen und leitenden Funktion immer mehr zurück, so dass sie letztlich nur noch (bei Bedarf) berät oder unterstützt.

Die Kinder lernen daher im Klassenrat auf vielfältige Weise Verantwortung für die (Klassen-) Gemeinschaft zu übernehmen. Durch das Einüben von Gesprächsregeln und das Führen von Verhandlungen in einer Gruppe erfahren die Kinder, Grundlagen der Demokratie.

Kinderparlament
Sofern die Inhalte des Klassenrats für weitere Schülerinnen und Schüler von Bedeutung sein können, werden diese an das Kinderparlament weitergegeben und somit auf schulischer Ebene weiterbearbeitet.

In diesem übergeordneten Gremium sitzen gewählte Vertreter der einzelnen Klassen – je ein Mädchen und ein Junge. Das Kinderparlament tagt regelmäßig, ca. alle sechs Wochen,  mit der Schulleiterin. Schülerinteressen, Wünschen und Kritik, die gesamte Schulgemeinschaft betreffend, wird Raum gegeben und gemeinsam werden Ziele und Lösungsmöglichkeiten für problembehaftete Situationen in der Schule gefunden.

Die Kinder nutzen ihr Mitbestimmungsrecht u.a. in den Bereichen Schulhofgestaltung,
Projektwochenthemenfindung, Verwendung von Spendengeldern und AG-Angebote im Vor- und Nachmittag.

Mit großer Ernsthaftigkeit, mit Kreativität und mit Verantwortungsbewusstsein werden die Tagesordnungspunkte diskutiert und Beschlussvorlagen erstellt. Diese werden dann wiederum in den Dienstbesprechungen der Lehrkräfte diskutiert. Erst im Anschluss werden Beschlüsse gefasst und schriftlich festgehalten. Sie sind für uns alle verbindlich.

 Streitlotsen

Streitlotsen
Wo viele Menschen dicht beieinander sind, gibt es auch mal Streit. Das ist an unserer Schule nicht anders. Genauso wie wir den Kindern ihre individuelle Art des Lernens zugestehen wollen, ohne über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden, möchten wir ihnen auf demokratische Weise eine Streitkultur vermitteln. Daher haben wir an der Katholischen Grundschule Streitlotsinnen und -lotsen (im Folgenden Text „Lotsen“ genannt) etabliert. Lotsen deshalb, weil diese Kinder sich als Helferinnen und Helfer verstehen, durch einen „Streitwirrwarr“ hindurchzufinden. Schlichter, die anderen eine Entscheidung aufzwängen, sind sie nicht.

In den Pausen und am Nachmittag haben immer zwei Kinder „Streitlotsendienst“. Alle Schülerinnen und Schüler wissen, dass sie in schwierigen Situationen die Lotsen, erkennbar an grünen Westen und roten Kappen, um Hilfe bitten können.

Mädchen und Jungen, die sich im Rahmen einer AG für die Ausbildung zum Streitlotsen entscheiden, übernehmen ein hohes Maß an Verantwortung, denn sie verpflichten sich für drei Schulhalbjahre: Im ersten Halbjahr findet die Ausbildung statt. Die Kinder erfahren spielerisch, wie sie eine positive Gesprächsatmosphäre schaffen, ein Gespräch führen und den Streitenden über den Austausch von Standpunkten zu einer Lösung verhelfen können. Im zweiten Halbjahr sind die Jungen und Mädchen schon als Lotsen tätig. Hierbei haben sie tatkräftige Unterstützung durch die erfahrenen Lotsen. Diese sind bei Lösungsfindungen mit dabei. Sie beraten und unterstützen die Neulinge. Im letzten halben Jahr sind die neu ausgebildeten Kinder dann eigenständig als Lotsen aktiv.

Seit der Einführung des Streitlotsenprojektes ist die Zahl der Konflikte, die von Lehrkräften und pädagogischen Mitarbeiterinnen geklärt werden müssen, deutlich zurückgegangen! Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Kinder ihre Streitigkeiten nun häufiger unter sich klären. Sie übernehmen selbst die Verantwortung und erwerben dadurch wertvolle Sozialkompetenz.

Wir als Erwachsene freuen uns immer sehr, wenn wir sehen, dass gerade noch zerstrittene Kinder den Streitlotsenraum gemeinsam lachend wieder verlassen.